Seit wann ist es nun normal, dass deutsche Youtuber alle “bösen” Wörter und vollkommen normale Wörter zensieren? Meist, indem sie einen der Vokale in der Wortmitte einfach aus der Audiospur rausschneiden, so dass es immer klingt, als hätte der Vortragende Schluckauf oder einen kurzen Gehirnfrost.

Mittlerweile kann man sich kein Video mehr in Ruhe anschauen, ohne Triggerwarnungen am Anfang oder dazwischen. Kann man denn nicht mehr über Dinge objektiv berichten, ohne dass man alles zensieren muss und vor Triggern warnen muss? Ich mein, wenn der Youtube-Titel heißt “Sexuelle Übergriffe in xyz”, wieso brauche ich dann einen Trigger am Anfang, der vor sexuellen Übergriffen im Video warnt? Ich verstehe schon, dass es manche Dinge gibt, die bei manchen Leuten einen Reiz auslösen, oder ein Trauma triggern. Aber mittlerweile wird das einfach schon so inflationär benutzt, so dass es wertlos ist.

Nicht nur das, es werden vollkommen normale Wörter wie Sex, Drogen oder Bordell zensiert - was soll das? Hat man Angst vor der Demonitarisierung durch Youtube? Wieso können dann aber andere Videos diese Wörter unzensiert enthalten? Oder ist das einfach nur eine Amerikanisierung, weil die Amis bekanntlicherweise ja dermaßen prüde sind, dass sie selbst die Münder verpixeln, wenn jemand Sex oder Fuck sagt?

Ich finds ätzend und es versaut mir immer öfter eine entspannte Videoguckerei.

  • Nobsi@feddit.de
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    10 months ago

    Das Problem an Triggerwarnungen ist, dass sie das Gegenteil bewirken, von dem was sie sollen. Soweit zum Psychologischen Teil.
    Zum persönlichen: Sie nerven. Ich hab ein Video zu Sexueller Gewalt angemacht um was darüber zu lernen oder einfach die Infos aus dem Video haben möchte. Ich brauche keine Warnung. Der Titel ist schon Warnung genug.

    Kontroverse Meinung: Sind wir schon so verweichlicht, dass wir uns bei allem am schwächsten Glied orientieren müssen?
    Können Traumatisierte Personen nicht mehr selbst entscheiden, was sie konsumieren und was nicht?

    • geissi@feddit.de
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      10 months ago

      Das Problem an Triggerwarnungen ist, dass sie das Gegenteil bewirken, von dem was sie sollen

      Sehr eloquent ausgeführt, jetzt weiß ich Bescheid.

      Kontroverse Meinung: Sind wir schon so verweichlicht, dass wir uns bei allem am schwächsten Glied orientieren müssen?

      Inwiefern ist es verweichlicht Rücksicht auf Schwächere zu nehmen?
      Sollen wir nur noch Treppen bauen um nicht mehr Rücksicht auf Rollstuhlfahrer nehmen zu müssen?

    • wldmr@feddit.de
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      10 months ago

      Können Gehbehinderte nicht mehr selbst entscheiden, ob sie die Treppe nehmen, oder nicht?

      Naja, manchmal ja, manchmal nein. Und für den “manchmal nein”-Fall muss man halt etwas mehr Rücksicht walten lassen, als für den einfachen Fall. Und das erzeugt für “Normalos” mehr Reibung als vorher, was natürlich irgendwie nervt. Aber sind wir schon so verweichlicht, das wir nicht mal mehr die Rücksichtnahme auf Andere ertragen können?

      • Nobsi@feddit.de
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        10 months ago

        Gehbehinderte sind keine Menschen die wieder laufen können aber jede Treppe die sie sehen wieder gehbehindert macht.

        • wldmr@feddit.de
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          10 months ago

          Nicht jeder gehbehinderte Mensch ist jederzeit komplett unfähig eine Treppe zu benutzen. Das war genau mein Punkt: Es gibt Abstufungen von Befähigung, und Rücksicht auf diejenigen, die in dem Moment nicht die Wahl haben, ist keine “Verweichlichung”.